Vorschau: Xenos-Kürfinal in Bern – Kreativität trifft auf Präzision

Beim diesjährigen Xenos-Kürfinal in den Kategorien L und M am Sonntag, 9. November im NPZ in Bern treffen Musik, Bewegung und Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd auf höchstem Niveau zusammen. Catherine Jacot, die schon mehrfach am Final der M-Kür teilgenommen und beeindruckende Resultate erzielt hat, gibt Einblick in ihre Vorbereitung, ihre Philosophie – und was das Kürreiten für sie so besonders macht.

Catherine Jacot und GB Santiago. Foto: Privat

Catherine, was bedeutet dir die Teilnahme am Final der M-Kür in Bern? 
Ich war schon einige Male dabei – es ist also nicht mehr ganz so speziell wie beim ersten Mal. Trotzdem freue ich mich jedes Jahr darauf. Mit meinem früheren Pferd GB Santiago, der heute 21 Jahre alt ist, habe ich den Final zweimal gewonnen und zweimal den dritten Rang erreicht. Das Kürreiten bringt einfach eine besondere Stimmung mit sich – durch die Musik kommt Lockerheit hinein, und für das Publikum verliert die Dressur etwas von ihrer «Steifheit». Man kann kreativ sein, die Musik auswählen, die einem gefällt, und das Pferd kennt sie mit der Zeit ebenfalls – das beschwingt! Ich finde es schön, dass solche Prüfungen weiterhin angeboten und durchgeführt werden.

Wie bereitest du dich und dein Pferd auf diesen Event vor? 
Ich passe mein Programm manchmal noch leicht an oder wähle sogar neue Musik – das habe ich einmal gemacht, und man unterschätzt leicht, wie viel Aufwand dahintersteckt. Ich schneide meine Musik nämlich selbst. Dies professionell machen zu lassen kann eine schöne Stange Geld kosten – bei Spitzenreitern sind das auch mal 40'000 Franken, auf meinem Niveau sind es eher 200–300 Franken. 
Vor dem Final übe ich einmal auf einem Dressurviereck in Originalgrösse (20x60 m) – meist mit Kopfhörern. Dabei achte ich besonders auf die Übergänge.

Erzähl uns etwas über dein Pferd. 
Aktuell starte ich mit Silvermoon v. Buchmatt CH, er ist 16 Jahre alt und bestreitet seine erste Kürsaison. Ich reite ihn, seit er drei ist – wir kennen uns also in- und auswendig. Er ist nervenstark, zuverlässig, scheut nicht und man kann sich hundertprozentig auf ihn verlassen. Seine Stärke liegt in den fliegenden Wechseln, bei den Traversalen muss ich etwas planen, aber das gehört dazu. 
Früher bin ich mit GB Santiago in die Kürwelt eingestiegen, meine erste Erfahrung hatte ich mit Cinar L CH in Avenches. Heute profitiere ich auch davon, dass ich selbst als Richterin tätig bin – das hilft beim Aufbau eines Programms.

Was bedeutet dir der Pferdesport – und speziell die Dressur? 
Für mich ist Dressur eine Lebensschule. Es gibt viele schöne Momente, aber manchmal  muss man eben auch mit Enttäuschungen umgehen können. Der Sport braucht fast die ganze Freizeit, aber er schenkt auch unglaublich viel. Alle Pferde, mit denen ich im Dressursport unterwegs war, habe ich selbst ausgebildet – von klein auf. 
Mein Ziel ist immer, die Motivation des Pferdes zu erhalten und ein Programm mit Leichtigkeit zu zeigen. Es braucht Ausdauer, Geduld und Zeit. Leider sehe ich im Spitzensport manchmal Entwicklungen, die mir nicht gefallen: Kürprogramme, die Bewegungsabläufe verlangen, die kaum mehr pferdegerecht sind – nur um noch mehr Punkte zu erzielen.

Wie sieht deine Trainingsphilosophie aus? Worauf achtest du besonders? 
Ich überprüfe immer wieder die Basis – wenn die stimmt, läuft vieles von selbst. Ich trainiere lieber öfter, aber kürzer, um das Pferd nicht zu überlasten. Wenn ich Neues erarbeite, übe ich es ein paar Tage hintereinander und lasse es dann zwei Tage «setzen». Und Abwechslung ist wichtig: Ich gehe mit meinem Pferd auch mal ins Gelände, auch geht er auf die Weide oder ich lasse ihn freilaufen. Das sorgt für Ausgleich und Motivation. 
Mir ist auch noch folgende Idee in den Sinn gekommen: Vielleicht wäre es ja spannend, einmal einen Kurs anzubieten, wie man an eine Kür herangeht – ich glaube, da gäbe es durchaus Interesse!