Ethik-Codex

Ethik im Pferdesport und im Umgang mit dem Pferd: Grundsätze und Denkanstösse.

Jeder, der Umgang mit Pferden als Sport-, Freizeit- oder Arbeitspartner pflegt, würde von sich behaupten, dass er das Beste für seinen Vierbeiner will. Aber Hand aufs Herz: Trifft das auch wirklich auf jede Handlung und jede Entscheidung zu? Wissen wir denn auch immer ganz genau, was das Beste für das Pferd ist? Sicher ist: Das domestizierte Pferd ist vom Menschen abhängig, ihm gewissermassen ausgeliefert. Diesem Umstand gilt es im Pferdesport Rechnung zu tragen.

Die Ethik bezeichnet ein faires und verantwortungsbewusstes Verhalten in jeder Situation und gegenüber allen beteiligten Menschen und Tieren. Oft gibt es auf Fragen der Ethik keine eindeutigen Antworten. Sie richten sich vielmehr an Moral und Gewissen, die jeder für sich selbst ausmachen muss.

Im Pferdesport, sei es in der Freizeit oder im Wettkampf, hat die Ethik viele Facetten. Wie überall im Sport gilt es, Fairness gegenüber Konkurrenten und Offiziellen walten zu lassen. Doch noch viel wichtiger ist, dass ein weiteres Lebewesen, das Pferd, involviert ist – mit seinen ganz eigenen Bedürfnissen und Wahrnehmungen. So ist Pferdesport ethisch vertretbar, muss aber mit Fairness gegenüber dem Pferd ausgeübt werden, im Spannungsfeld zwischen Vermenschlichung und Missbrauch.

Ethik im Pferdesport betrifft nicht nur die Nutzung, sondern auch die Haltung und das Management von Pferden. Vieles ist in der Tierschutzgesetzgebung und den Sportreglementen festgehalten, aber die Ethik rund um das Pferd geht weit darüber hinaus.

Nicht nur Pferdesporttreibende, sondern auch Ausbilder, Tierärzte, Hufschmiede, Sattler usw. tragen eine ethische Verantwortung im Pferdesport. Wir erheben hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern liefern Denkanstösse und möchten ein Bewusstsein für ethische Aspekte des Pferdesports schaffen. Wir wollen dazu anregen, dass die Pferdesporttreibenden und die Berufsleute im weiteren Wirkungskreis des Pferdesports ihre Eigenverantwortung wahrnehmen – im Interesse des Pferdes und des Pferdesports.

Hier lässt es sich leben

Pferde verbringen einen Grossteil ihrer Zeit im Stall, was im Hinblick auf das Wohlbefinden des Pferdes nicht zu unterschätzen ist. Es gibt ganz unterschiedliche Arten der Unterbringung, wobei diese auf die Bedürfnisse und die Lebenssituation des Pferdes angepasst sein müssen. Die Auflagen der Tierschutzgesetzgebung bezüglich Mindestabmessungen, Sozialkontakte, Einrichtungen und Auslauf sind zwingend einzuhalten. Darüber hinaus stellen sich gewisse ethische Fragen, die im Einzelfall individuell beurteilt werden müssen:

  • Passt die gewählte Unterbringungsart (Boxe, Auslaufboxe, Offenstall usw.) zu meinem Pferd?
  • Fühlt sich mein Pferd wohl in der zugeteilten Offenstall-Gruppe, mit dem Weidekumpel oder mit dem Pferd in der Nachbarbox?
  • Sind Futter und Einstreu auf die Bedürfnisse meines Pferdes angepasst?
  • Wird mein Pferd durch häufige Stall- oder Gruppenwechsel, bei denen es aus seinem sozialen Umfeld und der gewohnten Umgebung herausgenommen wird, belastet?
  • Herrscht ein fairer Umgang mit dem Pferd seitens des Stallpersonals?

Jedes Pferd ist ein Individuum und man muss emotional losgelöst beurteilen, welches im Einzelfall die beste Haltungsform ist. Manch - mal würde man es sich anders wünschen, als es für das Pferd die beste Lösung ist. Hier muss man lernen zu beobachten und einzuordnen, wie man dem Pferd in einer domestizierten Umgebung am besten gerecht werden kann.

Fördern und fordern mit Augenmass

Es ist nicht immer einfach, die Leistungsgrenzen des Pferdes zu erkennen und Förderung von Überforderung zu trennen. Pferdesporttreibende müssen Situationen kritisch und im Sinne des Pferdes einschätzen, wobei es sich oft auszahlt, die professionelle Meinung von Fachleuten im Umfeld des Pferdes einzuholen. Gemäss Tierschutzgesetzgebung darf niemand ungerechtfertigt einem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen, es in Angst versetzen oder in anderer Weise seine Würde missachten. Das unnötige Überanstrengen von Tieren ist verboten. Auch gewisse Handlungen und Ausbildungsmethoden sind gesetzlich oder reglementarisch untersagt. Aus Sicht der Ethik gilt es zudem folgende Fragen zu beurteilen:

  • Kann ich es ethisch vertreten, im Training Methoden einzusetzen, die am Turnier verboten sind?
  • Ist es fair, mit meinem Pferd an einem intensiven Lehrgang oder einer Veranstaltung teilzunehmen, ohne es vorher mit regelmässigem Training zuhause sorgfältig und systematisch auf diese Aufgabe vorbereitet zu haben?
  • Ist mein Pferd der verlangten Leistung physisch und psychisch gewachsen? Entspricht sie seiner Veranlagung?
  • Berücksichtige ich in angemessenem Masse die klimatischen Bedingungen im Training und an Wettkämpfen und passe meine Anforderungen entsprechend an?
  • Nehme ich meine Verantwortung für das Pferd auch dann wahr, wenn ich abwesend bin, indem ich beispielsweise kontrolliere, wie eine andere Person mit meinem Pferd arbeitet?

Nebst den Pferdesporttreibenden selbst sind hier auch die im weiteren Sinne involvierten Personen wie Trainer oder Sattler angesprochen. Sie stehen beispielsweise vor folgenden ethischen Fragen:

  • Wird der Trainer dem Pferd gerecht, wenn er den Reiter im Unterricht für seine Leistung lobt, um ihm eine Freude zu machen, obwohl das Pferd vom Reiter offensichtlich in seinem Wohlbefinden gestört wird?
  • Trägt der Sattler eine moralische Verantwortung, wenn er den Sattel zwar anpasst, den Pferdebesitzer aber nicht auf die muskulären Defizite des Pferdes hinweist?

«Ich respektiere die Leistungsgrenzen meines Pferdes.»

Umsicht mit Weltenbummlern

Ob für ein Turnier, einen Lehrgang oder eine Schau – Pferde sind heute oft und bisweilen auch lange auf vier Rädern unterwegs und fern vom heimischen Stall untergebracht. Für das Pferd ist es eine grosse Herausforderung, in einen Anhänger oder Lastwagen einzusteigen, allenfalls sogar von seinen Artgenossen getrennt zu werden und auf einem fahrbaren Untersatz fortbewegt zu werden. Es muss dazu gewisse Urinstinkte überwinden und gegen seine Natur handeln.

Die Transportdauer, die Ausstattung der Transportfahrzeuge und die Aufgaben des Betreuungspersonals sind gesetzlich geregelt. Darüber hinaus gilt es die folgenden ethischen Aspekte zu bedenken:

  • Habe ich mein Pferd sorgfältig an den Transport gewöhnt?
  • Verlade ich mein Pferd jedes Mal mit der nötigen Ruhe und Geduld, ohne es in Angst zu versetzen?
  • Ist es fair, mein Pferd an Veranstaltungen über einen längeren Zeitraum im Transportfahrzeug stehen zu lassen?
  • Ist es ethisch vertretbar, mit meinem Pferd regelmässig an fremde Orte zu reisen, obwohl ich weiss, dass es sich eventuell weder im Transportfahrzeug noch im fremden Stall wohl genug fühlt, um seinen Grundbedürfnissen (fressen, trinken, pinkeln usw.) ausreichend nachzukommen?

Man hat nie ausgelernt

Das Tierschutzgesetz besagt, dass wer mit Tieren umgeht, ihren Bedürfnissen in bestmöglicher Weise Rechnung zu tragen und für ihr Wohlergehen zu sorgen hat. Doch nicht immer ist es einfach und offensichtlich zu verstehen, wie man sich als Pferdehalter oder -betreuer fair und im Sinne des Pferdes verhalten muss. Umso mehr liegt es in ihrer ethischen Verantwortung, sich ein möglichst breites Wissen anzueignen und sich immer wieder folgende Fragen zu stellen:

  • Bilde ich mich in meiner Reitsportdisziplin stetig weiter und stelle meine Kenntnisse immer wieder unter Beweis?
  • Verfüge ich über ein Grundwissen bezüglich Pferdehaltung, -fütterung und -gesundheit, um Situationen, die mein Pferd betreffen, richtig einschätzen zu können? Baue ich dieses Wissen immer weiter aus, um neuen Erkenntnissen Rechnung zu tragen?
  • Ziehe ich die einschlägigen Fachleute wie Tierärzte, Hufschmiede, Sattler usw. bei, wenn ich bei meinem Pferd eine Beobachtung mache, die das Eingreifen dieser Fachleute notwendig macht oder machen könnte?

Wer Pferdesporttreibende und angehende Berufsleute der Pferdebranche ausbildet, trägt eine besonders hohe ethische Verantwortung. Ob diese wahrgenommen wird, muss immer wieder kritisch hinterfragt werden:

  • Werde ich als Lehrperson meiner Vorbildrolle gerecht, insbesondere bezüglich meines Verhaltens gegenüber den Pferden?
  • Werden Pferde und Pferdesporttreibende in meinem Unterricht pädagogisch wertvoll gefördert und nicht überfordert?
  • Können Pferdesporttreibende und angehende Berufsleute in meinem Unterricht ihre Persönlichkeit und Sozialkompetenzen weiterentwickeln?

«Ich bilde mich stetig weiter, um mein Pferd noch besser zu verstehen.»

Von Anfang an ans Ende denken

Wenn das Pferd das Ende seines Nutzlebens erreicht hat, bleibt der Besitzer ihm moralisch verpflichtet und muss darüber entscheiden, wie sein Ruhestand bzw. sein Lebensende aussehen soll. Schon vor der Anschaffung eines Pferdes soll man bedenken, dass der Lebensabschnitt, in welchem das Pferd nicht mehr in Sport und Freizeit eingesetzt werden kann, unter Umständen sehr lange ist.

Einmal mehr ist es sinnvoll, die ethischen Aspekte dieser Entscheidung mit Fachleuten wie Tierärzten und Trainern zu besprechen, um eine für den Einzelfall optimale Lösung zu finden.

  • Ist es fair, mein gesundheitlich angeschlagenes Pferd wegzugeben und durch ein neues zu ersetzen, weil es meinen Nutzungsansprüchen nicht mehr genügen kann?
  • Ist mein Pferd noch gesund genug, um eine «Zweitkarriere» beispielsweise als Zuchtstute oder als Freizeit-, Ausreit-, Reitschul- oder Therapiepferd zu machen?
  • Fühlt sich mein Pferd, das ein Leben lang in einer Einzelboxe gehalten wurde und alleine auf der Weide war, wohl, wenn es im Alter und mit angeschlagener Gesundheit in eine grosse Herde auf einer Altersweide kommt?

Wird eine Tötung des Pferdes unausweichlich, soll dieser letzte Schritt unter grösstmöglicher Wahrung der Würde des Pferdes und durch geschulte Fachleute, gemäss bester Branchenpraxis vorgenommen werden, um unnötiges Leiden zu verhindern.

  • Ist es moralisch vertretbar, die Entscheidung über Leben und Tod des Pferdes aufgrund von finanziellen Argumenten zu fällen?
  • Nehme ich meine Verantwortung wahr, meinem Pferd unnötiges Leid zu ersparen und seinem Leben ein Ende zu setzen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist?

In guten wie in schlechten Zeiten

Jeder Pferdesporttreibende wünscht sich einen gesunden und freudigen vierbeinigen Partner, der einen vertrauensvoll in jedes Abenteuer begleitet, damit man die Zeit mit dem Pferd unbeschwert geniessen kann. So muss der Pferdehalter und -betreuer seine Verantwortung für die physische und psychische Gesundheit des Tieres gemäss Tierschutzgesetzgebung wahrnehmen und der Turniersportler die Vorschriften bezüglich Doping und Medikation einhalten. Doch auch über gewisse ethische Aspekte sollten sich Pferdesporttreibende Gedanken machen:

  • Ist es ethisch vertretbar, das Pferd ausserhalb vom Wettkampf unter Medikamenteneinfluss zu stellen, um seine Leistung zu beeinflussen?
  • Bin ich bereit, meinen Ehrgeiz oder sogar mein Vergnügen der Gesundheit meines Pferdes unterzuordnen?
  • Gebe ich meinem Pferd nach einer intensiven Leistung ausreichend Zeit, sich optimal zu erholen, und bekommt es dafür die allenfalls nötige Pflege?
  • Ist es fair, auf gewisse Therapiemöglichkeiten aus finanziellen Gründen zu verzichten?

Eine grosse Verantwortung liegt in diesem Zusammenhang auch bei Tierärzten und Behandlern. Sie kommen immer wieder in Situationen, die im Hinblick auf die Fairness gegenüber dem Pferd einer sorgfältigen Abwägung bedürfen, wie etwa:

  • Wenn ein Pferd wiederholt behandelt werden muss aufgrund eines Problems, das offensichtlich auf ungeeignete Trainingsmethoden oder unpassende Ausrüstung zurückzuführen ist, trägt der Tierarzt oder Behandler dann die moralische Verantwortung, den Reiter auf diese Ursache hinzuweisen?
  • Ist es ethisch vertretbar, ein angeschlagenes Pferd einer Schmerztherapie zu unterziehen, damit es weiterhin genutzt werden kann? Ist es vielleicht sogar eine Verpflichtung von Tierärzten und Behandlern, dies zu tun?

«Auch mein Pferd darf mal nicht fit sein.»

Natur und Mitmenschen respektieren

Reitsporttreibende bewegen sich gerne und oft im Wald oder offenen Feld und durchqueren auch einmal ein Wohnquartier mit dem Pferd. Dass Pferdesporttreibende diesen öffentlichen Raum nutzen dürfen, ist nicht selbstverständlich und in erster Linie davon abhängig, dass der Pferdesport in der breiten Öffentlichkeit ein gutes Image geniesst. Somit gehört es zu den Verpflichtungen aller Pferdesporttreibenden, jegliches Verhalten zu vermeiden, das schlechtes Licht auf den Pferdesport werfen könnte. Vor diesem Hintergrund, stellen sich Pferdesporttreibenden folgende Fragen:

  • Begegne ich Menschen im öffentlichen Raum stets freundlich und berücksichtige ich, dass sie allenfalls Angst vor Pferden haben oder deren Verhalten nicht richtig einschätzen können?
  • Trage ich auf dem Ausritt jederzeit Sorge zu Natur und Kulturland und melde es den zuständigen Behörden oder dem Landbesitzer, wenn mein Pferd doch einmal unbeabsichtigt Schaden daran verursacht?
  • Gehe ich mit Kritik von Menschen, die mit dem Pferdesport nicht vertraut sind, verständnisvoll um und suche das konstruktive Gespräch?

«Ich trage zur positiven Wahrnehmung des Pferdesports bei.»

Gemeinsam stark am Turnier

Turniere werden meist von Vereinen organisiert und können nur dank dem unermüdlichen Einsatz von freiwilligen Helfern durch - geführt werden. Die Vorbereitung ist oft lang und intensiv. Die Organisatoren opfern viele Stunden ihrer Freizeit, um Sponsoren zu gewinnen und eine optimale Infrastruktur bereitzustellen. Auch die Richter, Technischen Delegierten und anderen Sportfunktionäre nehmen an zahlreichen Wochenenden im Jahr mit viel Herzblut und nach bestem Wissen und Gewissen ihre Aufgaben auf den Turnierplätzen wahr. Nur dank ihnen können sich Pferdesporttreibende überhaupt an Wettkämpfen messen. Das Turnier soll in erster Linie ein Gradmesser der eigenen Leistung und des Ausbildungsstands des Pferdes sein und nicht ein Kampf gegen die Mitstreitenden um jeden Preis. Faires Verhalten gegenüber allen Beteiligten an einem Pferdesportanlass und ganz besonders gegenüber dem Pferd steht deshalb an erster Stelle – denn nur wenn alle am gleichen Strick ziehen, ist der Wettkampf für alle eine Freude. Auf dem Turnierplatz stellen sich den Pferdesporttreibenden folgende Fragen:

  • Ist es gerechtfertigt, dass ich Richter - entscheide kritisiere, ohne sie mir in Ruhe und mit offenem Geist erklären zu lassen?
  • Suche ich den Fehler für meinen Misserfolg am Turnier zunächst bei mir, bevor ich mein Pferd oder andere äussere Umstände dafür verantwortlich mache?
  • Respektiere ich die Arbeit der Organisatoren, indem ich mich an Zeitpläne halte und Platzregeln beachte?

Aber auch die Sportfunktionäre müssen sich immer wieder kritisch hinterfragen:

  • Blende ich beim Richten von Prüfungen Name und Bekanntheitsgrad der Teilnehmenden aus und urteile objektiv über die Leistung? Bin ich wirklich unbefangen?
  • Gehe ich stets taktvoll, aber konsequent gegen jeden Pferdesporttreibenden vor, der auf dem Turnierplatz durch unethisches Verhalten, insbesondere gegenüber Pferden, auffällt?
  • Behandle ich als Funktionär alle Teilnehmenden mit demselben Respekt, unabhängig von ihrem Leistungsniveau und ihrer Turniererfahrung?

Ethik-Codex von Swiss Equestrian

Alle Personen, die Swiss Equestrian und seinen Mitgliederverbänden angeschlossen sind, unterstehen dem Ethik-Statut des Schweizer Sports. In diesem sind neben den Tatbeständen auch die Zuständigkeiten, das Verfahren und die Sanktionen bei allfälligen Ethik-Verstössen festgehalten.

Ergänzend und präzisierend erwartet Swiss Equestrian darüber hinaus von seinen Mitgliedern, dass diese ihr Handeln im Umgang mit Pferden und Menschen nach bestem Wissen und Gewissen an nachfolgenden Grundsätzen auszurichten, die sich in drei Themenbereiche gliedern: Umgang mit dem Pferd, Umgang mit Menschen im Pferdesport sowie im Wettkampfsport.

Die ethischen Grundsätze der drei Themenbereiche sind nachfolgend festgehalten. Sie richten sich an alle Menschen im Wirkungskreis von Pferdesport, -zucht, -haltung und -ausbildung in Freizeit und Beruf. Als Pferdesport im Sinne dieser ethischen Grundsätze ist jegliche körperliche Aktivität mit dem Pferd, Pony, Maultier oder Esel, ob mit oder ohne Wettkampfgedanke, zu verstehen. Über all diesen ethischen Grundsätzen steht ein unumstösslicher Leitgedanke: die Freude am und mit dem Pferd.

    1. Der Mensch begegnet jedem Pferd mit Respekt, unabhängig von dessen Rasse, dessen Alter, dessen Geschlecht oder dessen Nutzung.
    2. Wer mit Pferden umgeht, übernimmt die Verantwortung für das ihm anvertraute Lebewesen.
    3. Das Umfeld und die Lebensbedingungen des Pferdes tragen seinen Bedürfnissen Rechnung.
    4. Jede Nutzung des Pferdes orientiert sich an seiner Veranlagung, seinem Leistungsvermögen, seiner Leistungsbereitschaft und seinem körperlichen und geistigen Wohlergehen.
    5. Jedes Vorgehen, das Angst, Leid oder Schmerz verursacht, ist abzulehnen.
    6. Wer in irgendeiner Form Pferdesport betreibt oder sich um Pferde kümmert, verfügt über das entsprechende Wissen, ist wachsam und offen gegenüber neuen Erkenntnissen und stellt sich selbst immer wieder in Frage.
    7. Wer ein unangebrachtes Verhalten oder Handeln gegenüber Pferden feststellt, greift angemessen und konstruktiv ein.
    8. Der Mensch trägt die Verantwortung für das Pferd bis zum Lebensende des Tieres und berücksichtigt bei jeder Entscheidung das Wohl des Pferdes.
    1. Die Ausübung des Pferdesports ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Vertrauen der Menschen, unabhängig von der Disziplin, den verwendeten Pferden, dem Leistungsniveau oder dem sportlichen Erfolg.
    2. Wer Pferdesport betreibt oder im Wirkungskreis des Pferdesports steht, trägt mit korrektem und respektvollem Verhalten gegenüber dem Pferd und den Mitmenschen dazu bei, die Akzeptanz des Pferdesportes in der breiten Öffentlichkeit zu fördern.
    3. Wer Pferdesport im öffentlichen Raum betreibt, ist stets bemüht um ein harmonisches Zusammenleben und einen konstruktiven Dialog mit der Bevölkerung, den Landbesitzern und den Behörden.
    4. Wer unterrichtet oder ausbildet, ist ein Vorbild und vermitteln nebst den technischen Fähigkeiten auch das ganzheitliche Wissen und insbesondere die ethischen Grundsätze rund um das Pferd und seine Nutzung.
    5. Pferdesporttreibende, Trainer und insbesondere auch Eltern von jungen Pferdesporttreibenden haben realistische Leistungserwartungen und vermeiden körperliche und geistige Überforderung.
    6. Wer Pferde verkauft hat die Verantwortung, die Erwartungen und die Fähigkeiten der Käuferschaft gegenüber dem Ausbildungsstand und den Eigenschaften des Pferdes abzuschätzen und im Sinne von Pferd und Käufer ehrlich zu beraten.
    1. Das Wohlergehen der Pferde und die sportliche Fairness haben bei Wettkämpfen stets Vorrang gegenüber persönlichem Ehrgeiz und kommerziellen Interessen.
    2. Wer an pferdesportlichen Wettkämpfen teilnimmt, begegnet Mitstreitern, Organisatoren, Offiziellen und Sponsoren mit Respekt und Wertschätzung, anerkennt die geleistete Arbeit und trägt Sorge zu Anlagen und Material.
    3. Offizielle sind sich ihrer Vorbildrolle bewusst, erfüllen ihre Aufgabe objektiv und unvoreingenommen und vermeiden Interessenkonflikte. Gegen Regelverstösse, namentlich im Umgang mit dem Pferd, den Mitstreitern, den Offiziellen oder den Organisatoren, gehen sie taktvoll, aber konsequent vor.
    4. Wer an pferdesportlichen Wettkämpfen teilnimmt, akzeptiert Richterentscheide oder bittet um ein ruhiges und offenes Gespräch, um sich diese erklären zu lassen.
    5. Wer an pferdesportlichen Wettkämpfen teilnimmt, verzichtet auf jede direkte oder indirekte Einflussnahme auf die Richter durch das Anbieten von Leistungen, Gegenständen oder Vorteilen irgendwelcher Art.
    1. Wer unethisches Verhalten im Pferdesport beobachtet, erlebt oder aus verlässlicher Quelle davon erfahren hat, ist angehalten, sich bei der nationalen Melde- und Untersuchungsstelle für Ethik-Verstösse im Schweizer Sport (Swiss Sport Integrity) zu melden.