Vom Springen zur Endurance: Julies Weg zur Weltmeisterschaft

Die 17-jährige Julie Curchod vertritt die Schweizer Farben an der Endurance-Weltmeisterschaft der Junioren und Jungen Reiter, die vom 19. bis 22. September in Buftea in Rumänien stattfindet. Im Gespräch verrät sie, wie es dazu gekommen ist und was die ihr Pferd Gasby so besonders macht.

FEI Endurance - Saint-Barthélémy-de-Vals 2025

Julie Curchod ist eine Pferdenärrin durch und durch, die sich für das Springreiten genauso begeistert wie für die Endurance. Angefangen hat alles mit einem Wettstreit mit ihrer Mutter. Rasch zeigte sich das Talent der jungen Waadtländerin aus Mauraz im Distanzreitsport, sodass sie bereits 2024 an der Nachwuchs-Europameisterschaft in Arborea (ITA) den 19. Rang erreiten konnte. Mit ihrem Pferd Gasby du Sauveterre, einem arabischen Vollblüter mit viel Energie und Einstellung, hat sie ihr Potenzial bereits unter Beweis gestellt. Dieses Wochenende wird sie die Schweiz an der Weltmeisterschaft der Junioren und Jungen Reiter in Buftea (ROU) vertreten und steht damit für die junge Generation, die Schulbildung und Wettkampf dank viel Engagement und Talent unter einen Hut bringt.

Julie, wie bist du zur Endurance gekommen und wie sieht dein bisheriger sportlicher Weg aus? 
Ich habe vor drei Jahren mit dem Distanzreiten begonnen. Ich habe mir mit meiner Mutter, die früher selbst im Endurance-Elitekader ritt, einen Wettstreit geliefert. Sie musste es mit Springreiten versuchen, ich mit Distanzreiten… Das war der Anfang. Eigentlich war ich reine Springreiterin und überzeugt, die Endurance sei nichts für mich. Ich dachte, ich würde mich langweilen, denn das Distanzreiten ist schon etwas ganz anderes als das Springreiten. Aber zu meiner Überraschung hat es mir Spass gemacht! In nur zwei Jahren habe ich alle Qualifikationen geschafft und konnte 2024 an der Junioren-Europameisterschaft in Arborea, in Italien, teilnehmen. Das war eine unglaubliche Erfahrung: Ich erreichte Rang 19 von 49 Startenden, und wir haben den Ritt gut gemeistert. Ich habe dabei viel gelernt, insbesondere wie ich mit Massenstarts umgehe und wie ich einen solchen Ritt strategisch richtig gestalte. Heute fühle ich mich sowohl im Springen als auch in der Endurance wohl. Im Springen finde ich meinen Adrenalin-Kick und es ist eher Spiel und Spass. In der Endurance lerne ich, mein Pferd zu lesen, über einen längeren Zeitraum zu spüren, wie es sich fühlt und darauf einzugehen.

Du wurdest für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der Junioren und Jungen Reiter in Buftea selektioniert. Wie fühlt sich das an und wie gehst du mit dem Druck um? 
Als ich von meiner Selektion erfahren habe, war ich überglücklich und sehr stolz, die Schweiz vertreten zu dürfen. Ich konnte davor schon an der Europameisterschaft teilnehmen und wusste, was auf mich zukommen würde – das hat mir Sicherheit gegeben. Natürlich ist auch immer etwas Nervosität mit dabei, aber ich glaube, die habe ich ganz gut im Griff. Da ich auch regelmässig an Springprüfungen teilnehme, bin ich es gewohnt, mit Druck umzugehen. Es hilft mir auch, nicht allzu sehr darüber nachzudenken und immer die richtigen Menschen um mich herum zu haben, mit ihnen zu reden, anstatt vor einer grossen Prüfung allein zu sein.

Wie schaffst du es, Spitzensport und Schule unter einen Hut zu bringen? 
Ich bin im zweiten Jahr am Gymnasium. Es ist nicht immer einfach, Sport und Ausbildung zu vereinbaren, aber ich versuche, mich so gut als möglich zu organisieren. Ich wollte nicht das Sportgymnasium machen, sondern lieber das normale Gymnasium besuchen. Vom Sportunterricht bin ich aber dispensiert. Wenn ich an Turnieren bin, ist es nicht immer einfach, den verpassten Schulstoff nachzuholen. Aber bis jetzt schaffe ich das. Und ich weiss auch schon, dass ich mich später anders orientieren will – in Richtung Marketing. Die Pferde sind meine Leidenschaft, aber nicht unbedingt mein künftiger Beruf. Das Reiten soll eine Freude bleiben und nicht zur beruflichen Belastung werden.

Erzähl uns von Gasby du Sauveterre, deinem Partner für die Weltmeisterschaft. Was zeichnet ihn aus? 
Gasby ist ein 9-jähriger Vollblutaraber mit viel Energie und einem grossen Herz – in jedem erdenklichen Sinn, denn er hat auch ein Abzeichen in Herzform am Kopf! Er ist nicht sehr verschmust und möchte lieber in Ruhe gelassen werden, aber er ist jederzeit leistungsbereit. Er hat eine tolle Einstellung und will immer losziehen. Ich erinnere mich an einen Zieleinlauf, bei dem die meisten Pferde schon müde waren und im Schritt gingen – er hingegen galoppierte noch mit der Bereitschaft, alles zu geben. Das ist seine Stärke. Es ist ein unglaubliches Gefühl, an dieser Weltmeisterschaft mit dem Pferd anzutreten, mit dem ich alle Qualifikationen erreicht habe, vom ersten Ritt über 40 Kilometer bis zu den 120 Kilometern.

Wie hast du dich auf die Weltmeisterschaft vorbereitet? 
Wir haben dieses Jahr drei Ritte absolviert, bei einem wurden wir Zweite. Ich war schneller als sonst und Gasby hat super mitgemacht. Das war sehr motivierend. Gasby bleibt in der Camargue bei meinem Trainer, um lange Galoppstrecken zu laufen. Ich fahre regelmässig zu ihm fürs Training, und zu Hause reite ich ebenfalls ein Pferd und ein Pony. So kann ich weiterhin im Springreiten aktiv sein und ein gutes Gleichgewicht wahren. Für mich selbst habe ich kein besonderes Fitness-Programm neben dem Reiten, aber mit dem täglichen Reiten fühle ich mich fit genug. Und ich denke, dass die Tatsache, dass ich neben der Endurance noch springe, mir sehr hilft für die Reittechnik und das Gleichgewicht, was unheimlich wichtig ist.

Kannst du uns eine Anekdote erzählen, die dich geprägt hat? 
Ja, ich erinnere mich an meinen ersten CEI vor zwei Jahren. Ich habe den Ritt Hand in Hand mit der tollen französischen Reiterin Enora Boulenger beendet. Das war ein unvergesslicher und symbolischer Moment für mich. Heute begleitet und unterstützt uns Enora an der Weltmeisterschaft. 
An solchen Turnieren bin ich nie allein: Vier Helfer begleiten uns und spielen eine wichtige Rolle. Sie stellen sicher, dass mein Pferd ausreichend mit Wasser versorgt ist, sie helfen mir bei den tierärztlichen Kontrollen, wovon es an diesem Ritt insgesamt acht gibt, und tragen entscheidend zu unserer Leistung bei. So hilft mir Enora mit ihrer Erfahrung, mein Coach und Trainer Laurent Mosti begleitet mich seit Beginn meines sportlichen Wegs mit guten technischen Ratschlägen im richtigen Moment. Und dann sind da noch meine Eltern, Pierre-André und Véronique: Sie sind überall gleichzeitig, immer aufmerksam auf jedes Detail, sie feuern mich an, geben mir Sicherheit und die nötige Energie, um weiterzumachen.