Vierkampf mit Herz und Entschlossenheit: das Porträt von Aloisa Sophie Müller im Vorfeld der Schweizermeisterschaft

Die Schweizermeisterschaft im Vierkampf findet am 27. und 28. September 2025 in Cham (ZG) statt. Zu den jungen Talenten, die es besonders zu beachten gilt, gehört Aloisa Sophie Müller vom KV Zug. Sie hat schon mehrere Medaillen gewonnen und gilt als grosse Hoffnung dieser vielseitigen Disziplin. Das Turnierwochenende verspricht spannende Wettkämpfe und eine einzigartige Atmosphäre im Zeichen von Dressur, Springen, Laufen und Schwimmen.

Vierkampf-Turnier in Herbertingen 2025 | © Aloisa Sophie Müller

Aloisa Sophie Müller ist 17 Jahre alt und eine Vierkämpferin des KV Zug. 2023 folgte der Schweizermeistertitel bei den Junioren B, 2024 konnte sie ihren Erfolg mit einem weiteren Sieg bestätigen. Ende September wird sie an der Vierkampf-Schweizermeisterschaft in Cham (ZG) erneut am Start sein. Im Interview erzählt sie von ihrem Werdegang.

Kannst du dich vorstellen und erzählen, wie du zum Vierkampf gekommen bist? 
Ich habe den Vierkampf vor rund acht Jahren entdeckt, als ich neun war. Am Anfang war das nicht wirklich eine bewusste Entscheidung: Eine andere Mutter hat meiner vorgeschlagen, mich für einen ersten Wettkampf anzumelden – und so bin ich zufällig hineingerutscht. Mein allererstes Turnier war ein Quadrotest, nur mit Laufen und Schwimmen. Sehr schnell fand ich es aber spannend, abwechslungsreich und motivierend. Ich habe auch viele Gleichaltrige getroffen, was es noch schöner machte. Heute ist der Vierkampf eine grosse Leidenschaft, die einen wichtigen Platz in meinem Leben einnimmt. Unterwegs konnte ich schon mehrere Titel gewinnen, darunter viermal den Schweizermeistertitel im Einzel.

Wie hast du dich auf die Schweizermeisterschaft vorbereitet? 
Ich trainiere sehr regelmässig, ungefähr 10 bis 12 Einheiten pro Woche. Für Laufen und Schwimmen habe ich spezielle Trainingspläne, die ich mit meinen Trainern erarbeite und die an die Saison und die Wettkämpfe angepasst sind. Ich habe nicht an einem Punkt besonders gearbeitet, sondern darauf geachtet, in allen Disziplinen konstant zu bleiben. Im Vierkampf muss man überall Fortschritte machen: Dressur, Springen, Laufen und Schwimmen. Es gibt Höhen und Tiefen, aber gerade diese Mischung macht den Reiz und die Herausforderung des Sports aus. Dieses Jahr war meine grösste Schwäche das Laufen, da ich gesundheitliche Rückschläge hatte, die die Vorbereitung erschwerten.

Welche Disziplin findest du am schwierigsten? 
Jede Disziplin hat ihre eigenen Anforderungen, und ich könnte nicht sagen, dass es eine gibt, die immer am schwierigsten ist. Es hängt vom Tag ab, von der Konzentration, vom Pferd und manchmal auch von den Bedingungen. Manchmal fühle ich mich in einer Disziplin sehr wohl, eine Woche später ist es umgekehrt. Gerade diese Vielfalt zwingt einen, wachsam zu bleiben, die Strategie anzupassen und sich nie auf den Lorbeeren auszuruhen.

Wie gehst du mit dem Druck um? 
Der Druck ist gross, vor allem an Meisterschaften, wo viele erwarten, dass ich immer auf hohem Niveau bleibe. Ich habe gelernt, ihn anzunehmen und in positive Energie umzuwandeln. Ich höre sehr viel Musik, um Stress abzubauen, und sage mir, dass Druck auch ein Privileg ist – er zeigt, dass man zu den Besten gehört. Natürlich kann es manchmal auch belastend sein, aber die Unterstützung meines Teams und meines Umfelds ist entscheidend. Zu wissen, dass ich nicht allein bin, nimmt mir viel Last ab und erlaubt mir, mich auf die Freude am Wettkampf zu konzentrieren.

Erzähl uns von den Pferden, die du an den Schweizer Meisterschaften reiten wirst
An den Schweizer Meisterschaften werde ich voraussichtlich mit Santana de l’Hôta in der Dressur und mit Cashim im Springen antreten.

Santana ist eine 15-jährige Stute, die meiner Mutter gehört. Sie ist nicht nur wunderschön, sondern auch sehr sensibel und fein im Umgang. Mit ihr durch das Viereck zu reiten, fühlt sich an wie tanzen – ein Gefühl, das ich unglaublich liebe.

Cashim ist ein 12-jähriger Wallach, der meiner Teamchefin Barbara Koller gehört. Ich habe das Glück, ihn nun seit gut zwei Jahren reiten und mit ihm arbeiten zu dürfen. Diese Saison war unser erstes wirkliches gemeinsames Turnierjahr – sowohl im Vierkampf als auch an klassischen Springprüfungen. Er ist ein extrem anhängliches Pferd, hat aber manchmal auch seine kleinen Eigenheiten. Ich freue mich schon sehr darauf, am Sonntag den Parcours mit ihm zu bestreiten!

Was sind deine Ziele im Schweizermeisterschaft in Cham? 
Mein Hauptziel ist es, meine bestmögliche Leistung abzurufen und das umzusetzen, wofür ich im Training hart gearbeitet habe. Besonders wichtig ist mir, die wertvollen Erfahrungen aus den bisherigen Wettkämpfen und die intensiven Trainings nun optimal einzusetzen. Natürlich hoffe ich, damit auch ein erfolgreiches Resultat zu erreichen – vor allem aber möchte ich mit Stolz sagen können, dass ich mein volles Potenzial ausgeschöpft habe.

Welchen Rat würdest du jungen Menschen geben, die mit dem Vierkampf beginnen wollen? 
Man muss es wirklich selber wollen. Der Vierkampf ist anspruchsvoll, erfordert Motivation, Organisation und manchmal auch Opfer – etwa, auf Freizeitaktivitäten mit Freunden zu verzichten. Aber er gibt enorm viel zurück: Disziplin, Balance und Vielseitigkeit. Und wenn man nach einem Jahr harter Arbeit auf dem Podest steht, merkt man, dass sich die Mühe gelohnt hat.

Mehr über den Vierkampf: 
Der Vierkampf ist eine kombinierte Sportart, die Reiten und Leichtathletik verbindet. Die Athletinnen und Athleten treten in vier Disziplinen an: Dressur, Springen, Laufen und Schwimmen. Der Sport verlangt Vielseitigkeit, Ausdauer und Anpassungsfähigkeit. Er fordert Technik, mentale Stärke und Kondition – und ist damit eine komplette und lehrreiche Disziplin, die in der Schweiz und international besonders bei jungen Reiterinnen und Reitern beliebt ist.