Road to Basel 2025 | «Ich bin der Erste und der Letzte auf dem Platz»

Seit 15 Jahren ist Sämi Zimmermann als Stallchef dafür zuständig, dass es den Pferden aus aller Welt in Basel an nichts fehlt. Eine Schlüsselaufgabe im Management der Pferde – denn wie beim Menschen sind auch beim vierbeinigen Athleten ein guter Schlaf und optimale Ruhezeiten zwischen den Prüfungen essenziell, um Spitzenleistungen erbringen zu können.

Sämi Zimmermann, was gehört alles zu Deinen Aufgaben als Stallchef?

Sagen wir es andres herum: Was ich nicht mache, ist die Einteilung der Boxen und das Füttern von Kraftfutter. Ansonsten kümmere ich mich um alles, was die Pferde in Basel brauchen. Im Vorfeld des Turniers bin ich dabei, wenn die Stallzelte aufgebaut und die Boxen installiert werden. Diese werden dann desinfiziert, je nach Bestellung mit Stroh oder Spänen eingestreut und schliesslich versiegelt. Das Versiegeln ist wichtig, damit wir sicher sein können, dass niemand die Boxen betritt und diese allenfalls mit dopingrelevanten Produkten verunreinigt, bevor die Pferde ankommen. Wenn die Pferde dann ankommen, helfe ich beim Abladen und Einstallen. Das muss jeweils schnell gehen, denn alle Pferde kommen mehr oder weniger gleichzeitig an, und sie sollen keine langen Wartezeiten in den Lastwagen haben.

Während dem Turnier bin ich dafür verantwortlich, dass immer genug Heu, Stroh und Einstreu vorhanden ist. Wir benötigen insgesamt rund 6 Tonnen Stroh, 6 Tonnen Heu und 1400 Ballen Späne. Zusammen mit meinem sechs bis acht Mann starken Team entsorgen wir den Mist aus den Boxen, den Wegen, den Abreit- und Trainingsplätzen und der St. Jakobshalle. Der Mist muss jeweils mit Lastwagen in ein Depot ausserhalb des Areals gefahren werden – schliesslich sind wir in Basel mitten in der Stadt. Auch sonst bin ich am Turnier «der Mann für alles», wenn es irgendwo klemmt. Meine Arbeitstage sind jeweils gut und gerne 17 Stunden lang.

Nach dem Turnier, wenn alle Pferde abgereist sind, beginnt sofort der Abbau. Es müssen alle Boxen ausgemistet werden, noch brauchbare Einstreu wird zur Weiterverwendung aussortiert, die Boxen werden abgebaut, die Zelte abgebrochen. Das alles dauert insgesamt drei Wochen.

Als Stallchef hat man viel zu tun und zu beachten – vor, während und nach dem Turnier. Ich bin der Erste und der Letzte auf dem Platz.

Was ist die grösste Herausforderung für Dich als Stallchef?

Die heisseste Phase ist für mich die Ankunft der Pferde, bis diese eingestallt sind. Für den Weltcup-Final erwarten wir etwa 250 FEI-Pferde. Sie fahren in Lastwagen an, werden abgeladen, müssen die veterinärmedizinische Eintrittskontrolle bestehen und dürfen dann eingestallt werden. Wenn ein Pferd Fieber hat, kommt es zur Beobachtung in ein Quarantänezelt – zusammen mit allen anderen Pferden, die mit diesem Pferd im gleichen Transporter gefahren sind.

Sollte es am Turnier trotzdem zu einem Krankheitsausbruch kommen, was wir natürlich nicht hoffen, haben wir Vorkehrungen getroffen, um eine Ausbreitung in Grenzen zu halten. So gibt es insgesamt neun räumlich getrennte Ställe. Die FEI-Pferde sind in vier Stallzelten mit einer Trennwand in der Mitte und acht Eingängen untergebracht, das sind also acht getrennte Einheiten. Die dreissig Pferde des Circus Knie sind nochmals in einem separaten Stall eingestellt.

Für dieses Ankunftsprozedere sind wir ein Stall-Team von 15 Personen. Und da hat jeder alle Hände voll zu tun.

In den vielen Jahres als Stallchef hast Du bestimmt auch einiges erlebt. Kannst Du uns eine Anekdote erzählen?

Man erlebt natürlich immer so einiges an diesen Turnieren. Aber manche Geschichten vergisst man nie. Zum Beispiel war vor vielen Jahren der Showreiter Lorenzo zu Gast am Turnier in Basel. Eines Morgens machte das Gerücht die Runde, jemand longiere Pferde in den Merian-Gärten. Tatsächlich hatte Lorenzo seine Schimmel im schönen Ambiente der gepflegten Parkanlage bewegt, weil es auf dem Turnierareal damals wenig Ausweichmöglichkeiten gab für die Showpferde. Natürlich wurde er sofort zurückgepfiffen und der Vorfall bei der Parkverwaltung gemeldet. Heute können wir darüber lachen…

Worauf freust Du Dich besonders am Weltcup-Final?

Es ist immer etwas Besonderes, in dieser Atmosphäre zu arbeiten und ich freue mich jedes Jahr auf die Zeit in der St. Jakobshalle. Wir sind ein tolles Team und die Abläufe sind inzwischen eingespielt. Es ist zwar viel Arbeit, aber ich geniesse das auch.