Es ist gerade eine intensive Zeit für den Walliser Fahrer Jérôme Voutaz: Am vergangenen Sonntag errang er den Schweizermeistertitel bei den Vierspännern in Céligny (GE) und schon ist der Lastwagen wieder gepackt für die Europameisterschaft der Vierspänner, die vom 3. bis 7. September 2005 in Lähden (GER) stattfindet. Nach einer sorgfältigen Vorbereitung reist er hoch motiviert an diese kontinentalen Meisterschaften.
Jérôme Voutaz, unter der Woche leitest du die Garage Mont-Blanc Moulin SA in Martigny-Croix, in deiner Freizeit führst du die Leinen deines Gespanns als Fahrer und Mitbesitzer – zusammen mit Pierre Emonet – der Pferde. Wie bringst du deine beruflichen Verpflichtungen mit den Vorbereitungen für die Europameisterschaft unter einen Hut?
Nach meinem vollen Arbeitstag gehe ich direkt in den Stall. Ich habe das Glück, dass meine Lebenspartnerin mich unterstützt – das ist sehr wertvoll. Unsere Abende und Wochenenden sind ganz den Pferden gewidmet, mit etwa zwei Stunden Training am Abend und manchmal bis zu sechs Stunden pro Tag am Wochenende. Das ist eine Lebenseinstellung – und der einzige Weg, wenn man diesen Sport auf diesem Niveau ausübt.
Wie hast du dich konkret auf diese Europameisterschaft vorbereitet?
Dieses Jahr war das nicht ganz einfach. Ich musste gleichzeitig die jungen Pferde für die Schweizermeisterschaft in Céligny vom vergangenen Wochenende vorbereiten. Unser Ziel war, alle in Form zu halten, noch mehr als sonst. Wir haben insgesamt neun Pferde. Ich habe mich entschieden, für die Schweizermeisterschaft die Jungen anzuspannen, um die Pferde, die ich mit nach Lähden an die Europameisterschaft nehme, zu schonen. Das ist eine grosse organisatorische Herausforderung.
Was ist dein Ziel für diese Europameisterschaft?
Mein Ziel ist eine Klassierung unter in den Top 10. Wenn alles gut läuft, kann das klappen. Aber in unserer Disziplin kann das kleinste Sandkorn alles auf den Kopf stellen und uns im Klassement zurückwerfen. Meine Pferde haben das Potenzial, es dank ihrer Schnelligkeit und Effizienz noch weiter zu bringen. Das erfordert aber auch von mir, dass ich genauso parat bin und mitdenke wie sie. Das ist nicht immer einfach: Mit den vielen Reisen, den kurzen Nächten und den langen Tagen, an denen man putzt, packt und alles organisiert. Da macht sich die Müdigkeit schnell mal bemerkbar. Unser Sport fordert Körper und Geist mit seinen Phasen voller Adrenalin und den Wartezeiten. Aber ich bin zuversichtlich: Dank der guten Vorbereitung und der Energie meiner Pferde können wir es weit bringen.
An der Europameisterschaft in Göteborg 2017 konntest du den Marathon und das Hindernisfahren für dich entscheiden. Mach dich diese Erfahrung heute selbstbewusster?
Nicht unbedingt. Jedes Championat bringt seine eigenen Herausforderungen mit. Diesmal sind wir in Lähden bei der Familie Sandmann zu Gast. Ihre Tochter Anna hat kürzlich die Deutsche Meisterschaft gewonnen und die deutschen Fahrer gehören zu den Besten der Welt. Die Niederländer streben klar einen Top-10-Platz an. Die Konkurrenz ist also gross. In unserem Sport spielt die Umwelt eine wichtige Rolle: Wer das Gelände kennt, ist sicherlich im Vorteil. Wir nehmen am Montagabend die 14-stündige Autofahrt in Angriff, damit wir früh in Lähden ankommen und viel Zeit haben, um den Parcours zu besichtigen.
Warst du schon einmal am Turnierort in Lähden?
Ja, ich war schon da. Ich habe mir auch Videos der Zweispänner angeschaut, die am gleichen Ort ein Turnier hatten. Darin kann ich wichtige Details erkennen. In Lähden ist das Wasserhindernis besonders eindrücklich: Alles hängt davon ab, wie viel Wasser darin ist – je nachdem ist der Effort, den die Pferde leisten müssen, ganz unterschiedlich. Man muss sich vorstellen: Der Wagen wiegt allein rund 600 Kilogramm mit drei Personen darauf. Dazu kommt der Wasserwiderstand, und wenn der Boden mit dem Regen schlammig wird, ist der Kraftaufwand für die Pferde enorm. Solche Vorbereitungen und Überlegungen sind an einem wichtigen Turnier entscheidend.