Breites Weiterbildungsangebot im Dressurrichten mit hochkarätigen Referenten

Die Dressurreiterei steht derzeit immer wieder im Fokus von Kritik. Alle Akteure müssen ihren Beitrag leisten, um aufzuklären, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und die Direktiven auch konsequent durchzusetzen. Dabei kommt den Richterinnen und Richtern im Dressursport eine ganz entscheidende Rolle zu – durch ihren Richtentscheid, der sich an der Skala der Ausbildung orientiert, können sie harmonische, pferdegerechte Reiterei fördern. Dabei spielt die Weiterbildung der Richterinnen und Richter eine zentrale Rolle.

Text: Barbara Gorsler

In kurzer Abfolge organisierte das Technische Komitee Dressur von Swiss Equestrian dieses Jahr bereits vier Online- und Präsenz-Kurse für Dressurrichterinnen und -richter, weitere werden im Verlaufe des Jahres folgen. Darunter waren ein Online-Seminar mit der internationalen 5-Sterne-Richterin Katharina Wüst sowie zwei Präsenz-Kurse in Bern mit dem internationalen 5-Sterne-Richter Henning Lehrmann und mit dem nationalen Grand-Prix- Richter Stefan Luczak.

Alle drei Referierenden boten wertvolle Impulse für die Teilnehmenden. Das Richten ist eine herausfordernde Aufgabe: Neben dem Fachwissen und dem geschulten Blick erfordert dies auch die Fähigkeit, die Richterurteile so zu formulieren, dass sie für die Reiterinnen und Reiter nachvollziehbar und aufbauend sind. Dafür braucht es auch immer wieder einmal Wissensinput und Selbstreflexion. Die Referierenden aller drei Kurse boten durch ihre Kompetenz, ihren breiten Erfahrungsschatz und ihren offenen Gedankenaustausch eine lehrreiche, inspirierende Plattform für die Weiterbildung und den Gedankenaustausch untereinander.

Der Kurs mit Stefan Luczak fand anlässlich des CD Bern vom 28. Februar bis 2. März 2025 statt. Anhand von Videobeispielen diverser Vorführungen auf M- und S-Niveau sowie von Children-Prüfungen wurde die Notengebung im Einzelnen diskutiert. Besonders spannend war das neue Format der Children-Prüfungen, das in der Schweiz jetzt auch in GA- Prüfungen eingesetzt wird – in diesem Format werden die Kriterien zweier Richtverfahren kombiniert: die Bewertung der technischen Ausführung (Richter bei C) und die Bewertung der Qualität des Reitens durch gemeinsames Richten an der langen Seite des Dressur-Vierecks. Durch das Richten verschiedener Fallbeispiele wurde deutlich, dass es ganz normal ist, dass die Prozentzahlen wegen des unterschiedlichen Fokus deutliche Unterschiede aufweisen können. Diese Erkenntnis zeigte deutlich, dass die Richtverfahren immer wieder verständlich nach aussen kommuniziert werden müssen, um nicht ungerechtfertigt Kritik ausgesetzt zu sein. Es gilt, in einfachen Worten zu erklären, was genau wie bewertet wird.

Pferdewohl als oberste Priorität

Der Referent Stefan Luczak freute sich besonders an der Diskussionsfreudigkeit der Schweizer Richterinnen und Richter sowie an den daraus folgenden konstruktiven, zielführenden Gesprächen: «Wir begegneten uns auf Augenhöhe. So können wir voneinander lernen, und wir waren uns einig, welche Verantwortung wir haben, um den Sport so zu gestalten, dass es die Bilder gibt, die der öffentlichen Diskussion standhalten.» Oberste Priorität beim Richten hat die Berücksichtigung des Pferdewohls. So sind die Richterinnen und Richter angehalten, sofort einzugreifen, wenn ein Pferd Unpässlichkeiten zeigt. Für es ums Pferdewohl geht, gibt es keinen falschen Zeitpunkt. Man muss sofort eingreifen.»

Die Teilnehmerin Daisy Fünfschilling, L-Richterin, war begeistert von dem Kurs: «Das Kursklima war herrlich locker und konstruktiv. Ich fühle mich in der Bewertung einzelner Lektionen jetzt sicherer und ich habe es sehr geschätzt, wie ich in den Diskussionen meine Standpunkte einbringen konnte.»

Auch Sabine Pelster, L-Richterin, und zuständig für die Simultanübersetzung auf Französisch, äusserte sich im Namen der französisch-sprechenden Teilnehmenden sehr positiv zum Kurs: «Wir schätzten besonders auch die hilfreichen Bemerkungen zu komplexen Fällen.»

Patricia Sarasin, selbst aktive Turnierreiterin und Grand-Prix-Richterin, unterstrich besonders die Offenheit und vor allen auch, wie der Referent in seinen Bemerkungen immer wieder den Respekt und die Anerkennung gegenüber den Reiterinnen und Reitern bekundete: «Sein Leitsatz, im Zweifelsfall lieber die höhere Note zu zücken, leuchtet mir ein. Ein Pferd korrekt vorzustellen, ist eine schwierige Aufgabe. Wer selbst all diese Lektionen mit verschiedenen Pferden immer wieder reitet, hat ein Gefühl dafür, wie komplex die Herausforderung ist. Da können sich leicht kleine Patzer einschleichen. Entscheidend ist die korrekte Basis.»

Informationsveranstaltung für neue Dressurrichter

Interessierst Du Dich für das Dressurrichten? Dann freuen wir uns, Dich an unserer Informationsveranstaltung für künftige Dressurrichterinnen und -richter begrüssen zu dürfen. Stelle Deine Fragen und erfahre mehr über die Anforderungen und den Ausbildungsweg.

  • Wann: 2. April 2025, 18.30 Uhr
  • Wo: Swiss Equestrian, Bern
  • Anmeldung: offizielle@swiss-equestrian.ch