Der Fahrsport ist bei den Ulrichs seit Generationen eine Familienangelegenheit. Was vor über hundert Jahren mit einem Pferdefuhrwerk für Baumaterial begann, ist heute bei Werner und Stefan Ulrich Spitzensport. Im Vordergrund stehen aber noch heute die Freude und die Faszination an der Zusammenarbeit mit den Pferden. Wenn am kommenden Sonntag die Weltmeisterschaftsmedaillen bei den Zweispännern verliehen werden, haben die beiden auf jeden Fall ein Wörtchen mitzureden – sowohl in der Teamwertung als auch im Einzel.
Vater Werner und Sohn Stefan sind ein eingespieltes Team und langjährige Trainingspartner. Man kennt sich in- und auswendig und ist sich gegenseitig eine Stütze. Stefan ist 27 Jahre jung – und trotzdem schon mehrfacher Championatsfahrer und Medaillengewinner. Dass er an dieser Weltmeisterschaft mit seinem Vater im Team ist, freut ihn umso mehr und gibt ihm Sicherheit: «Es ist sehr motivierend, so ein Ereignis als ganze Familie zu erleben. Ich kann sehr viel von der Erfahrung meines Vaters profitieren.» Denn mit Vater und Sohn ist die Familienbande noch nicht zu Ende: Bei Werner sitzen nebst seinem guten Freund Kilian auch die Tochter Laura sowie die Lebenspartnerin Daniela als Grooms mit auf dem Wagen, und Stefan vertraut ebenfalls auf seine Lebenspartnerin Vivienne als Groom. So ist die Weltmeisterschaft nicht nur ein sportlicher Höhepunkt, sondern auch ein Erlebnis mit Freunden und Familie.
Werner ist für Stefan ein strenger Trainer, dennoch geizt er nicht mit Komplimenten, wenn er über seinen Sohn spricht: «Stefan ist ehrgeizig und immer auf den Punkt bereit, seine Bestleistung abzurufen. Natürlich fehlt es ihm manchmal noch ein bisschen an Erfahrung, um in gewissen Situationen schnell und richtig zu reagieren. Aber er ist mental unheimlich stark, was in unserem Sport sehr wichtig ist.» Auch Stefan spricht in den besten Tönen von seinem Vater: «Er kann sich sehr gut in die Pferde hineinversetzen und hat einen riesigen Erfahrungsschatz. Davon kann ich sehr profitieren. Als einzige Schwäche von ihm würde ich sagen, dass er manchmal ein bisschen mehr riskieren könnte.»
Diesen Erfahrungsschatz teilt Werner Ulrich gerne mit seinem Sohn – nicht nur im Training, sondern auch bei den Pferden: «Ich bilde die jungen Pferde aus und mache mit ihnen erste Championatserfahrungen. Die erfahrenen Pferde überlasse ich Stefan, damit er sich mit ihnen weiterentwickeln kann.» In Beekbergen hat Werner drei Pferde dabei, die sich perfekt ergänzen: «Samito», sein bestes Pferd und ein richtiger Kämpfer, das viel Erfahrung mitbringt und dem jüngeren und weniger erfahrenen «Felino» in der Dressur und im Marathon als Lehrmeister dient. «Die beiden sind nicht nur optisch – beides Füchse – ein gutes Duo, sondern auch bezüglich ihres Temperaments», betont Werner. Der dritte im Bunde ist der Trakehner «Ciel pour toi», ein Routinier, welcher «Felino» im Hindernisfahren die nötige Ruhe vermittelt.
Auch Stefan hat sein Trio mit Bedacht gewählt: Der 15-jährige Trakehner «Sommerwind U» bringt viel Routine mit und ist, wie Stefan beteuert, äusserst intelligent und fast schon übermotiviert. «Bombardier» ist der solide Alleskönner, der in allen drei Teildisziplinen laufen wird. Seine einzige Schwäche: «Er hat Angst vor Kühen», wie Stefan lachend erzählt. Ebenfalls zu dieser Troika gehört «Fynn U», der zwar ein bisschen ein Hasenherz hat und nicht gerne allein ist – dafür aber in der Dressur alle Blicke auf sich zieht.
Eines ist sicher: Die Weltmeisterschaft in Beekbergen wird ein grosses Fest des Fahrsports – einer Disziplin, die Eleganz, Kraft und die einzigartige Beziehung zwischen Pferd und Mensch auf ganz besondere Weise in den Mittelpunkt stellt. Eine Faszination, die nicht nur die Familie Ulrich nicht mehr loslässt, sondern die ganze Schweizer Fahrsportgemeinschaft.
Zeitplan
- Donnerstag und Freitag: Dressur
- Samstag: Marathon
- Sonntag: Hindernisfahren
Schweizer Delegation
Team- und Einzelfahrer
- Werner Ulrich
- Stefan Ulrich
- Marcel Luder
Einzelfahrer:
- Michael Barbey
- Bruno Meier
- Bettina Wagner
- Bruno Widmer
Die Equipe wird vom Veterinär/Equipenchef Marco Bryner und Trainer Koos De Ronde begleitet.