«Ich nehme diese neue Herausforderung mit grosser Freude an»

Antonia Koller wird gemeinsam mit Angelika Antonini Swiss Equestrian neu als Verantwortliche für das Scouting und die Begleitung von Reiterinnen und Reitern mit Körper- oder Sinnesbeeinträchtigung unterstützen. Antonia Koller ist Sozialpädagogin, Landwirtin und Pferdespezialistin. Ihr Herz schlägt für Pferde, den Pferdesport und das Inklusionsprojekt.

Antonia Koller mit Hero. ©Katja Stuppia

Antonia, du bist neu gemeinsam mit Angelika Antonini zuständig für das Scouting in der Disziplin Para-Dressur. Was bedeutet das konkret?

Unter Scouting versteht man in erster Linie die Gewinnung von neuen Athleten der Disziplin Para-Dressur in der Schweiz. Angelika und ich haben die Aufgabe, in den uns zugeteilten Kantonen neue Athletinnen und Athleten zu finden, sowie die Liste der bereits registrierten Athletinnen und Athleten zu aktualisieren. Ebenfalls sind wir behilflich bei der Suche nach den geeigneten Pferden bzw. Reitställen, welche Para-Dressur Athleten fördern können.

Meine Aufgabe wird es zudem sein, eine neue Trainerausbildung für den Para-Dressursport ins Leben zu rufen. Diese existiert in der Schweiz nämlich noch nicht.

Neue Richterinnen und Richter gewinnen und ausbilden, das Finden von neuen Veranstaltern für Turniere sowie die Organisation des Tages der offenen Türe der Para-Dressur gehören ebenfalls zu unseren Aufgaben.

Was ist dein Beruf?

Ich bin diplomierte Sozialpädagogin, eidg. dipl. Landwirtin mit Schwerpunkt Pferdehaltung, Pferdespezialistin mit eidg. Fachausweis im Bereich Betreuung und Dienstleistung, J+S Leiterin Reiten und habe zudem die Ausbildung zum Lehrwart für Integratives Reiten in Österreich beim ÖKTR absolviert.

Wie sieht dein Alltag aus?

Ich führe einen eigenen Reitbetrieb mit sieben eigenen und vier Pensionspferden. Ich biete Reitunterricht an für Kinder ab 5 Jahren, Jugendliche und Erwachsene bis Niveau Brevet kombiniert. Zudem führe ich während der Schulferien Reitlager durch und biete therapeutisches Reiten an. Wir arbeiten zu dritt, meine Lehrtochter Carina und meine Praktikantin Mia unterstützen mich im Stall und bei den Reitstunden.

Du bist ein Pferdemensch durch und durch. Was ist deine Motivation für das Scouting und die Para-Dressur?

Meine Ausbildung in Österreich damals zielte eigentlich genau auf die Para-Dressur ab, nämlich Reiten als Sport für Menschen mit Beeinträchtigung. Bisher konnte ich mir das aber noch nicht so auf die Fahne schreiben, da ich schlicht auch keine Reitschüler für den Para-Dressursport hatte. Durch das Scouting, hoffe ich, wird diese Sparte des Reitsports bekannter und ich freue mich schon sehr darauf, neue Athleten und Athletinnen zu finden und vor allem zu fördern.

Wie bist du zur Para-Dressur gekommen?

Vor etwa zwei Jahren kam eine neue Reitschülerin zu mir, die mit einem Bein auf die Welt gekommen ist. Sie fragte mich, ob sie bei mir Reitstunden nehmen könnte. Ich hatte mich sehr über diese Anfrage gefreut. Gemeinsam mit ihrer Orthopädietechnikerin entwickelten wir einen speziellen Steigbügel für ihr linkes Bein, welches durch eine Prothese ersetzt wird. Meine Pferde kamen von Anfang an super mit ihrer Reiterin zurecht und es erwies sich, dass sie wirklich grosses Talent hat und einen sensationellen Sitz! So konnte die junge Dame bereits erfolgreich die Grundausbildung absolvieren. Letztes Jahr nahm ich dann mit ihr gemeinsam am Tag der offenen Tür im NPZ Bern teil und dort wurden die Verantwortlichen von Swiss Equestrian auf mich aufmerksam. So haben sie mich gefragt, ob ich Interesse hätte, am Inklusionsprojekt mitzuarbeiten. Diese neue Herausforderung habe ich mit grosser Freude angenommen.

Was bedeutet der Pferdesport allgemein für dich?

Ich reite schon seit ich vier Jahre alt bin, und das obwohl meine Familie eigentlich nichts mit Pferden am Hut hat. Ein Leben ohne Pferde ist für mich gar nicht mehr denkbar. Früher war ich noch etwas aktiver im Turniersport unterwegs, vor allem an den kleineren Eventing-Prüfungen hatte ich grossen Spass. Heute bin ich eher im Dressursport aktiv, ich besitze beide Lizenzen und möchte im Dressursport gerne noch etwas weiterkommen, jedoch sehe ich mich selbst nicht im grossen Sport. Dazu fehlt mir schlicht die Zeit und mir macht es auch genauso viel Spass, zu unterrichten und zu sehen, wie meine Schülerinnen und Schüler erfolgreich sind.

Was bedeutet dir die Beziehung zum Pferd?

Meine Schülerinnen und Schüler fragen mich oft, ob ich denn ein Lieblingspferd habe. Diese Frage ist für mich immer schwierig zu beantworten, denn ich liebe alle meine Pferde. Jedoch gibt es immer wieder Pferde, die mein Herz mehr berühren als andere. Für mich steht das gegenseitige Vertrauen an oberster Stelle, auch die wichtigste Voraussetzung, um auf dem Turnier erfolgreich zu sein, meiner Meinung nach. Ich hatte da mal ein Pferd, der wäre mit mir durchs Feuer gegangen und ich mit ihm. Wir waren oft auf Turnieren unterwegs und ich wusste, er wollte immer alles richtig machen und mich sicher ins Ziel bringen. Leider ist er viel zu früh gestorben und seither hatte ich kein Pferd mehr, welches mit ihm vergleichbar wäre. Aktuell habe ich einen jungen Freiberger, der das Potenzial hätte, in seine Fussstapfen zu treten. Ich finde, jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter und Hero spricht nicht nur mich, sondern auch ganz viele meiner jungen Reitschülerinnen durch seine durch und durch liebevolle Art an. Er ist ein Pferd, dem man nie böse sein kann und er ist absolut unverzichtbar für meinen Betrieb.

Wo siehst du die Herausforderungen bei deinem neuen Job als Scout?

Es gibt viele Herausforderungen, vor einigen stehe ich jetzt bereits. Es erweist sich unter anderem als sehr schwierig, potenzielle Athletinnen und Athleten an Reitställe in ihrer Umgebung zu vermitteln, da keine Listen von Reitställen existieren und auch nicht bekannt ist, ob sie gewillt sind, Para-Dressur-Reiterer:innen zu unterrichten. Dies wird jetzt eine meiner ersten Aufgaben sein, eine Liste mit Reitställen und Trainern zu erstellen, an die sich Para-Dressur Reiterinnen und Reiter wenden können. Ich freue mich aber schon sehr auf alles, was noch kommt, auch darauf, mich allgemein schweizweit mehr zu vernetzen und neue Leute kennenzulernen.

Melde dich!

Die Scouting-Verantwortlichen Angelika Antonini und Antonia Koller stehen interessierten Reiterinnen und Reitern, ihrem Umfeld und ihren Trainerinnen und Trainern bei Fragen gerne zur Verfügung und freuen sich auf die Kontaktaufnahme!

Angelika Antonini

Scouting Regionen: BE, BL, BS, FR, GE, JU, NE, SO, VD, VS

+41 79 468 14 12
Kontakt

Antonia Koller

Scouting Regionen: AG, AI, AR, GL, GR, LU, NW, OW, SG, SH, SZ, TG, TI, UR, ZG, ZH

+41 78 634 95 59
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Barbara Hurni

Verantwortliche Inklusion

+41 31 335 43 67
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