«Gamin braucht Ruhe, Zeit und Vertrauen»

Die Grooms spielen im Pferdesport eine entscheidende Rolle: Sie sorgen im Hintergrund dafür, dass es den Pferden körperlich und mental gut geht. So auch Lolie Miot-Pennaneach, die seit gut einem Jahr als Groom für Édouard Schmitz arbeitet. Sie umsorgt Gamin mit viel Aufmerksamkeit und achtet auf jedes Detail, sowohl im heimischen Stall als auch am Turnier.

La Baule – Édouard Schmitz und Lolie Miot Miot-Pennaneach auf Quno und Gamin – © Matéo Gardoni

Was genau ist Deine Aufgabe als Groom?

Ich kümmere mich um Gamin van 't Naastveldhof, das Turnierpferd von Édouard Schmitz. Ich sorge dafür, dass er sich jeden Tag wohlfühlt, insbesondere am Turnier. Er soll körperlich und mental immer in bestmöglicher Verfassung sein. Ich bereite ihn für die Prüfungen vor und achte darauf, dass sein Rhythmus, seine Ernährung, seine Ruhezeiten etc. stimmen. Alles, was dazu beitragen kann, dass er sich wohl fühlt, liegt in meiner Verantwortung.

Wie bereitest Du ihn auf das Turnier vor?

Wir ändern nichts an unserer Routine. Gamin ist sehr sensibel und braucht Stabilität. Ich bespreche mich mit Édouard, falls er Anpassungen wünscht, aber grundsätzlich behalten wir unsere Gewohnheiten bei. Ziel ist, dass für Gamin alles reibungslos läuft, um ihm Sicherheit zu geben.

Wie läuft ein typischer Tag für Gamin am Turnier ab?

Ganz allgemein sorge ich dafür, dass seine Box in Ordnung ist und füttere ihn. Ich mache mit ihm etwa 20-minütige Spaziergänge und lasse ihn etwa 10 Minuten in Ruhe grasen. Gamin braucht auch richtige Ruhepausen, oft mehrere Stunden, damit er sich richtig entspannen kann.

Je nachdem, um welche Zeit Édouard ihn in einer Prüfung reitet, passe ich das Tagesprogramm an. Am wichtigsten ist, dass Gamin seine Ruhezeiten hat, ohne gross gestört zu werden. Ich bleibe aber immer in der Nähe, um da zu sein, falls er etwas braucht. Es ist auch meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es ihm den ganzen Tag mental gut geht. Für Gamin bedeutet das insbesondere, dass ich dafür sorgen muss, dass er sich entspannen kann, Ruhe findet und Zeit für sich allein hat. Das ist für ihn ganz wichtig.

Wie ist das, wenn eine Prüfung spät am Abend angesetzt ist?

Das ist schwieriger. In einem normalen Tagesablauf wären dies für die Pferde Ruhezeit. Es ist, als würde der Tag mit einer Zeitverschiebung beginnen. Wir müssen also die ganze Organisation anpassen: die Abläufe, die Spaziergänge, die Ruhezeiten – alles muss so eingerichtet werden, dass er für die Prüfung ausgeruht und bereit ist, ohne sich durch diese Programmänderung gestört zu fühlen.

Gab es schon Situationen, wo Du gemerkt hast, dass es Gamin nicht gut geht?

Keine grossen Sachen, aber er ist schnell einmal angespannt. Er ist ein sehr aufmerksames, feines Pferd. Wenn das Umfeld zu hektisch ist, wenn zu viel Lärm oder Bewegung ist, dann kann ihn das beunruhigen. Wir setzen alles daran, solche Situationen zu vermeiden. Wir geben ihm Raum und machen nichts unter Zeitdruck. Wir bleiben immer geduldig und aufmerksam.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Édouard?

Ich kannte Édouard vorher nicht, habe aber in verschiedenen Schweizer Ställen gearbeitet, beispielsweise bei Pius Schwizer und bei Steve Guerdat. Eines Tages hat Édouard mich angerufen… Das war vor eineinhalb Jahren und seither arbeite ich mit ihm und mit Gamin. Wir haben ein echtes Vertrauensverhältnis aufgebaut.

Kannst du uns eine Anekdote aus Deinem Leben mit Gamin und Édouard am Turnier erzählen?

Wir waren einmal an einem Turnier, wo die Stallungen relativ weit weg waren vom Springplatz. Wie immer, bevor Édouard einreitet, mache ich einen Check: Helm, Handschuhe, Jacke… An diesem Tag trug er eine Regenjacke. Es war kurz vor dem Einreiten, Édouard schaute mich an und lachte: Er hatte seinen Turnierveston vergessen! Ich rannte zurück zu den Stallungen, um ihn zu holen. Sie haben gewartet, bis ich zurück war und sind im allerletzten Moment eingeritten.