«Die Dressur-Schweizermeisterschaft ist fast ein Familienprojekt»

Vom 11. bis 14. September 2025 treffen sich die besten Schweizer Dressurreiterinnen und -reiter aller Kategorien im bernischen Roggwil zur nationalen Meisterschaft. Dabei geht es nicht nur um Medaillen – sie lebt von Emotionen, Teamgeist und unvergesslichen Momenten. Das wissen die beiden Schwestern Carla und Simona Aeberhard, die das Turnier mitorganisieren, aus eigener Erfahrung: Als aktive Elite-Kaderreiterinnen haben sie schon viele Turnierplätze dieser Welt gesehen und lassen von überall her ihre Eindrücke und Erfahrungen einfliessen. Wie sie den Perspektivenwechsel erleben, beschreiben die beiden Solothurnerinnen im Gespräch.

2022 wurde Carla Aeberhard mit Delioh von Buchmatt CH Schweizermeisterin der Dressur-Elite in Roggwil, auf dem Foto mit Mutter Manuela und Vater Jörg sowie Schwester Simona Aeberhard | © Simone Graf

Die Schweizermeisterschaft Dressur 2025 wird vom Verein Pferdesport Oberaargau getragen und von einem Komitee organisiert, das Erfahrung und Leidenschaft bündelt: Mit Lilian Käch und Jasmine Baumann sind erfahrene Turnierorganisatorinnen dabei, flankiert von Barbara von Grebel, die als Technische Delegierte den sportlichen Ablauf verantwortet. Dazu kommen weitere Vereinsmitglieder, die im Hintergrund wirken und das Beste geben, damit sich die Reiterinnen und Reiter, die Pferde und die Gäste wohlfühlen.

Eine ganz besondere Dynamik bringen die Schwestern Carla (36) und Simona (34) Aeberhard ein. Beide gehören seit Jahren zur Elite des Schweizer Dressursports und haben die Atmosphäre internationaler Grossanlässe selbst erlebt. Nun wechseln sie mit der Turnierorganisation die Perspektive: Neben dem eigenen Training, stehen nun auch Sitzungen, Zeitpläne und Abklärungen auf der Agenda. Dass sie dabei aufeinander zählen können, ist selbstverständlich – als Schwestern, Sportpartnerinnen und beste Freundinnen sind sie seit jeher ein eingespieltes Duo. Zu ihrem Team gehören auch Mutter Manuela, Vater Jörg sowie die Ehemänner Adrian und Reto. Aber nicht nur im Training und auf dem Turnierplatz steht die Familie im Zentrum, sondern auch im Beruf: Die beiden Schwestern arbeiten im pharmazeutischen Familienbetrieb und unterstützen und ergänzen sich gegenseitig.

«Die Organisation der Schweizermeisterschaft nimmt seit Monaten sehr viel Zeit in Anspruch. Da ist neben dem Beruf und den Pferden nicht mehr viel Platz für ein Familienleben.»

So erstaunt es nicht, dass bei der Dressur-Schweizermeisterschaft 2025 die ganze Familie mit anpackt. «Die Organisation der Schweizermeisterschaft nimmt seit Monaten sehr viel Zeit in Anspruch. Da ist neben dem Beruf und den Pferden nicht mehr viel Platz für ein Familienleben», erklärt Simona, während sie den jüngsten Spross der Familie, Leonardo, im Kinderwagen wiegt. Carla ergänzt: «Damit wir darauf nicht verzichten müssen, haben wir einfach die ganze Familie ins Organisationskomitee geholt: Papa Jörg kümmert sich um die Infrastruktur, Mama Manuela um die Richterbetreuung, Reto um die Gastronomie und Adrian um die Finanzen. Die Dressur-Schweizermeisterschaft ist fast ein Familienprojekt.»

Was zunächst so harmonisch und einfach klingt, war in gewissen Momenten aber auch herausfordernd, denn das gesamte Organisationskomitee ist auch beruflich sehr engagiert. Carla ist in der Geschäftsleitung der familieneigenen Apotheke und des Pharmabetriebs, ist Dozentin an der Universität Basel und hat verschiedene Verwaltungsratsmandate. Dennoch liess sie es sich nicht nehmen, die Organisation dieser Schweizermeisterschaft auch noch zu stemmen: «Wenn ich zu etwas ja sage, dann mache ich das mit vollem Einsatz. Die Organisation dieser Meisterschaft ist für mich eine wertvolle Erfahrung und eine Chance, Neues zu lernen. Wir sind die Organisation mit viel Enthusiasmus angegangen.» Sehr wertvoll sei auch die Zusammenarbeit mit Co-Präsidentin Lilian Käch und Jasmine Baumann, die bereits zahlreiche Turniere erfolgreich organisiert haben. «Von ihrer Erfahrung in den Abläufen, der Technik und im Turniersekretariat konnten wir viel profitieren. Es ist schön zu sehen, wie sich unser Team ergänzt – jede und jeder bringt etwas anderes ein. So entsteht eine Meisterschaft, auf die wir gemeinsam stolz sein können.»

«Die Organisation dieser Meisterschaft ist für mich eine wertvolle Erfahrung und eine Chance, Neues zu lernen.»

Auch Simona, die als Juristin einen ganz anderen Blickwinkel mitbringt und nach dem Mutterschaftsurlaub nun ebenfalls mit viel Engagement in der Geschäftsleitung des Familienbetriebs mitwirkt, hat als Co-Präsidentin des Organisationskomitees viel Zeit und Herzblut in die Schweizermeisterschaft gesteckt: «Wenn man als aktive Turnier-Reiterin einmal die andere Seite einer solchen Veranstaltung erlebt hat, schätzt man noch viel mehr, was da Wochenende für Wochenende an Freiwilligenarbeit geleistet wird. Wir haben viele Turniere gesehen, auch grosse internationale Veranstaltungen. Nun wissen wir, wie viel Einsatz es für ein gelungenes Turnier braucht. Mit dieser Schweizermeisterschaft wollen wir nicht zuletzt einen Beitrag leisten und dem Dressursport, der unser Leben prägt, etwas zurückgeben.»

«Mit dieser Schweizermeisterschaft wollen wir nicht zuletzt einen Beitrag leisten und dem Dressursport, der unser Leben prägt, etwas zurückgeben.»

Auch über das Organisationskomitee hinaus gab es viel Anerkennung und Unterstützung für das Engagement als Turnierveranstalterinnen, wie Simona betont: «Wir hatten einen konstruktiven Austausch mit der Familie Graf, die in den vergangenen zwei Jahren hervorragende Schweizermeisterschaften ausgetragen hat. Simone und Markus standen uns jederzeit mit Rat und Tat zur Seite, und wir durften von ihnen viel Dekorationsmaterial ausleihen. Aber auch in der Kommunikation haben wir tolle Leute – und nicht zu vergessen die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die das Turnier überhaupt erst möglich machen.»

«Die Pferde und der Dressursport sind unsere Passion. Das wollen wir in Roggwil an der Schweizermeisterschaft leben.»

In Roggwil werden am Wochenende sechzig Pferde und über fünfzig Reiterinnen und Reiter in sechs Kategorien erwartet – darunter auch Carla und Simona, die es sich nicht nehmen lassen, am eigenen Turnier bei der Elite mitzureiten: «Die sportliche Vorbereitung auf die Schweizermeisterschaft war natürlich nicht optimal – da mussten wir einen Kompromiss finden», erklärt Simona. «Trotzdem freuen wir uns riesig, am Heimturnier ins Viereck einzureiten!» Carla ergänzt: «Die Pferde und der Dressursport sind unsere Passion. Das wollen wir in Roggwil an der Schweizermeisterschaft leben – gemeinsam mit der Familie, mit Freunden und mit allen Menschen, die von den Pferden genauso fasziniert sind, wie wir!»