Auf der idyllischen Anlage des Schafhofs in Kronberg im Taunus findet das Schweizer U25-Team hervorragende Bedingungen an. Ein wahrer Genuss – da sind sich die Reiterin Tallulah Lynn Nater und der Nationaltrainer Oliver Oelrich einig. So ist die Vorfreude bei Tallulah, die morgen Donnerstag ihren ersten Start an dieser Europameisterschaft hat, denn auch riesig: «Die Anlage ist eindrücklich und alles ist super organisiert. Auch mein Pferd Flynn ist gut angekommen und fühlt sich sichtlich wohl hier.» Diese positive Stimmung im Team spürt auch Oliver Oelrich: «Die Reiterinnen sind stolz, erstmals überhaupt die Schweiz mit einem U25-Team vertreten zu dürfen. Es ist ein sehr junges Team, das sich schon lange kennt und die ganzen Nachwuchskategorien gemeinsam durchlaufen hat. Es ist ein eingespieltes Team, auch mit den Eltern und Heimtrainern – eine tolle Gemeinschaft.»
Dennoch hat jede Reiterin im Team ihre Eigenheiten, weiss Oliver Oelrich: «Die eine muss vor dem Einreiten ins Viereck etwas mehr gepusht werden, die andere muss man ruhig machen. Eine gewisse positive Anspannung ist wichtig – trotzdem ist es meine Aufgabe, von aussen Ruhe und Sicherheit zu geben. Ausserdem sind alle Heimtrainer der Reiterinnen mit dabei und sorgen für Konstanz, was ebenfalls Sicherheit gibt.» Tallulah weiss von sich, dass nichts sie so schnell aus der Ruhe bringt: «Ich habe immer die gleichen Abläufe am Turnier. Auf dem Abreiteplatz und im Viereck bin ich so fokussiert, dass ich kaum wahrnehme, was um mich herum passiert. Ausserdem sind meine Eltern und meine Heimtrainerin Estelle Wettstein hier. Ohne sie wäre das alles nicht möglich. Meine Familie unterstützt mich immer, und Estelle ist selbst eine Top-Reiterin und kennt solche Turniere genau – sie weiss, was Flynn und ich brauchen.»
Flynn FRH, das ist der 11-jährige Hannoveraner-Hengst, in dessen Sattel Tallulah seit dem vergangenen November sitzt. Ein absoluter Glücksfall, wie die Reiterin selbst sagt: «Flynn ist einfach cool, ein absoluter Profi. Er kennt seinen Job und strahlt eine unglaubliche Selbstsicherheit aus. Ich habe den Eindruck, also wolle er mir sagen, ‹komm, ich zeig dir, wie’s geht›.» Ein Kämpfer sei er, der für seine Reiterin alles gibt, aber im Stall auch gerne mal seine Ruhe hat. Und eines darf niemals fehlen: der Apfel. «Flynn liebt Äpfel über alles! Nach jedem Training und jeder Prüfung bekommt er einen Apfel – und wenn er besonders gut war, sogar zwei. Das ist ganz wichtig für ihn! Wenn der Apfel nicht kommt, fordert er ihn richtig – denn verdient hat er ihn immer!», erklärt Tallulah lachend.
Mit diesem jungen Team liegt der Fokus der Europameisterschaft zwar weniger auf der Leistung als vielmehr auf dem Sammeln von Erfahrung, wie Oliver Oelrich unterstreicht. Dennoch hofft der Nationaltrainer auf eine Platzierung in den Top 5. Der Deutsche will seinem Team nicht zu viel Druck machen für dieses Championat – und ist doch immer zu einem Scherz aufgelegt. So auch am ersten Tag in Kronberg, wo er die Reiterinnen aus der Reserve locken wollte: «Ich hatte angekündigt, dass wir zum Bungee Jumping gehen, wo die Reiterinnen beweisen sollten, ob sie mutig genug seien für dieses Championat. Da haben sie mich mit grossen Augen angeschaut. War natürlich nur Spass! Stattdessen haben wir alle zusammen Yoga gemacht – die Reiterinnen, die Equipenchefin Ruth Haas und ich. Auch das fördert den Teamgeist und den Zusammenhalt!»
Neben Tallulah Lynn Nater* mit Flynn FRH setzt sich das Team zusammen aus Robynne Graf* mit Domino LI, Meilin Ngovan* mit Fibonacci und Milena Sulzer mit Roksanda. Die Medaillenentscheidung in der Team-Wertung fällt am Donnerstag, 10. Juli 2025 und in der Einzel-Wertung am Samstag, 12. Juli 2025. Die 18 besten Paare qualifizieren sich für die Kür-Wertung vom Sonntag, 13. Juli 2025.
*Swiss Equestrian Top Talent