Eine sensible Stute, ein charismatischer Wallach – zwei Geschichten einer Freundschaft
Nadja Peter Steiner und ihre talentierte Stute Mila wachsen diese Saison erst so richtig zusammen: «Mila ist unglaublich. Sie ist intelligent und leistungsbereit und möchte immer alles richtig machen. Sie ist aber auch sehr sensible, manchmal sogar etwas ängstlich, insbesondere gegenüber anderen Pferden. Sie ist sehr menschenbezogen und hat ein grosses Herz. Im Parcours gibt sie immer 200 Prozent. Ihrem Charme kann sich niemand entziehen.»
Die 20-jähige Géraldine Straumann vertraut für die Europameisterschaft auf Long John Silver, den sie liebevoll «Jonny» nennt. Sie schwärmt vom Charakter des 13-jährigen Wallachs: «Er weiss, dass er der Chef ist im Stall, aber er ist auch sehr umgänglich und menschenbezogen. Was er hingegen nicht mag, ist allein sein – er braucht viel Aufmerksamkeit. Und seinen grossen Teddy hat er immer dabei, auch auf Reisen. Im Grunde ist Johnny ein Familienmitglied. So oft wie wir beim Abendessen über ihn reden, könnte man fast sagen, er sitzt mit uns am Tisch.»
Zwei Wege in die Elite
Für Nadja hat sich die Rückkehr in die Weltklasse Schritt für Schritt abgezeichnet. Nach einem Neustart auf 5-Sterne-Niveau in Doha 2024 und mehreren Pferden hat sie sich auf Mila fokussiert: «Wir kennen uns noch nicht sehr gut, aber es gibt eine ganz besondere Verbindung zwischen uns. Dieses Jahr habe ich mich wirklich auf sie konzentriert. Die Europameisterschaft war eigentlich nicht eingeplant, aber da alles so gut lief, war das alles stimmig.»
Géraldine hat ihrerseits einen wahren Sprung in ihrer jungen Karriere gemacht. Als Swiss Equestrian Top Talent hat sie 2024 ihr erstes Aufgebot für die Elite erhalten: «Anfang Jahr hätte ich nie damit gerechnet, dass ich für die Europameisterschaft der Elite selektioniert werden könnte. Und dann habe ich meine Chance bekommen, an Nationenpreisen der Elite zu starten. Das war unglaublich, Teil dieses tollen Teams zu sein. Als junge Reiterin wurde ich gut aufgenommen, und es gibt einen wahnsinnigen Team Spirit.» Dass sie in der Vergangenheit schon viel Erfahrung an Europameisterschaften in den Nachwuchskategorien sammeln konnte, kommt ihr jetzt zugute: «Ich habe dort viel gelernt – auch, dass man vor einem so wichtigen Turnier nicht viel an der Routine ändern soll. Wir stehen mitten in der Saison, die Pferde sind fit, und wir können auf unser System vertrauen.»
Klare Ziele und Gelassenheit
Trotz ihres unterschiedlichen Athletenwegs ist die Vision der beiden Reiterinnen dieselbe: im Hier und Jetzt leben, ohne sich allzu sehr unter Druck zu setzen.
«Ich habe kein festes Ziel», erklärt Nadja. «Wir stehen jetzt hier und setzen alles daran, unser Bestes zu geben. Wenn sich das dann auch in einem guten Resultat widerspiegelt, dann ist das ein Zückerchen obendrauf.»
Géraldine sieht das genauso: «Mein Fokus liegt auf der Gegenwart. Deshalb freue ich mich riesig auf die Europameisterschaft in A Coruña mit diesem tollen Team und bin stolz, dort die Schweiz vertreten zu dürfen.»
Programm der EM in A Coruña
Prüfung 1 Mittwoch, 16.7.2025 | Zeitspringen | Alle Team- und Einzelreiter:innen sind startberechtigt |
Prüfung 2a Donnerstag, 17.7.2025 | Wertung A, 1. Umgang | Alle Team- und Einzelreiter:innen sind startberechtigt |
Prüfung 2b Freitag, 18.7.2025 | Wertung A, 2. Umgang Medaillenentscheidung Team | Die besten 50 Einzelreiter und die besten 10 Teams nach Prüfung 2a sind startberechtigt. Die Punkte aus den Prüfungen 1 und 2a werden mitgenommen. Besteht nach dem 2. Umgang Punktegleichheit mehrerer Teams um einen Medaillenrang, gibt es ein Stechen, bei dem alle Team-Reiter:innen antreten. |
Prüfung 3 Sonntag, 20.7.2025 | Wertung A, 2 Umgänge Medaillenentscheidung Einzel | Im 1. Umgang sind die besten 25 Reiter:innen nach Prüfung 2b startberechtigt. Im 2. Umgang sind die besten 12 Reiter:innen nach dem 1. Umgang von Prüfung 3 startberechtigt. Besteht nach dem 2. Umgang Punktegleichheit mehrerer Reiter:innen um einen Medaillenrang, gibt es ein Stechen. |
Das Team setzt sich aus vier Reiter:innen zusammen, für jede Prüfung zählen die drei besten Resultate pro Team (1 Streichresultat). Der fünfte selektionierte Reiter ist – wie die Teamreiter:innen – startberechtigt in der Einzelwertung.
Die Schweiz tritt mit folgendem Team an:
- Nadja Peter Steiner mit Mila (Besitzerin: Nadja Peter Steiner)
- Géraldine Straumann mit Long John Silver (Besitzer: Hofgut Kaltenherberge Dr. h.c. Thomas Straumann)
- Martin Fuchs mit Conner JEI (Besitzer: Adolfo Juri)
- Steve Guerdat mit Albführen's Iashin Sitte (Besitzer: Hofgut Albführen GmbH)
Fünfte selektionierte Schweizer Reiterin in der Einzelwertung:
- Janika Sprunger mit Orelie (Besitzer: Sportstall Tina Pol AG)