Die Gewinnung von Schweizer Richterinnen und Richtern für die Para-Dressur ist ein zentrales Anliegen des Inklusionsprojekts von Swiss Equestrian. Als erste wichtige Massnahme wurde am vergangenen Sonntag am Rande der Berner Dressurtage ein entsprechender Richterkurs durchgeführt. Das Interesse an dieser Fortbildung war bereits im Vorfeld erfreulich gross – nicht verwunderlich, denn als Referenten war der FEI-Para-Dressurrichter Level 4 Marco Orsini aus Deutschland angereist.
Nach einer allgemeinen Einführung in den Para-Dressursport, von der Klassifizierung («Grading») über die kompensatorischen Hilfsmittel bis hin zu den reglementarischen Besonderheiten, wurden anhand von Videoaufzeichnungen aus verschiedenen Grades Einzellektionen und ganze Tests analysiert und aus Richtersicht besprochen.
Marco Orsini betonte in seinem Referat, dass beim Richten von Para-Dressurprüfungen genauso wie bei regelsportlichen Dressurprüfungen das Augenmerk auf die Skala der Ausbildung und die Harmonie zwischen Pferd und Reiter gerichtet sein muss: «Wir bewerten in der Para-Dressur die reiterliche Leistung und nicht die Beeinträchtigung. Wir sollten durch die Schwere der Beeinträchtigung der Athleten und durch die Nutzung der kompensatorischen Hilfsmittel nicht beeinflussbar sein. Weder auf eine positive noch auf eine negative Weise. Anders als im Regelsport wird in der Para-Dressur die Präzision der Lektionen und die Einwirkung des Reiters jedoch stärker gewichtet als die Qualität des Pferdes.»
Für die teilnehmenden Dressurrichterinnen und -richter bot die Fortbildung neue Einblicke in eine Disziplin mit besonderen Ansprüchen und lieferte wichtige Inputs für die Bewertung von Para-Dressurprüfungen. Die L-Richterin Ulla Feldmann Schild brachte ihre Eindrücke auf den Punkt: «Der Lehrgang hat mir sehr viel gebracht. Es wurde sehr schön aufgezeigt, was die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten der Bewertung von Para-Dressurprüfung gegenüber der klassischen Dressurrichterei sind. Im Zentrum stehen die traditionellen Richtlinien und die Harmonie, nicht die Beeinträchtigung.»
Para-Dressurprüfungen 2025
Para-Dressurreiterinnen und -reiter können dank Grading und kompensatorischen Hilfsmitteln an regulären Dressurprüfungen teilnehmen. Dennoch ist es ein erklärtes Ziel des Inklusionsprojekts von Swiss Equestrian, spezifische Para-Dressurprüfungen (à la carte) im Rahmen von Dressurturnieren anzubieten. In der Saison 2025 sind bisher an vier Turnieren Para-Dressurprüfungen geplant:
- Freitag, 11.4.2025 – CD Hitzkirch (LU)
- Freitag, 6.6.2025 – CD Möhlin (AG)
- Samstag, 16.8.2025 – CD Dielsdorf (ZH)
- Samstag, 6.9.2025 – CD Vers-chez-Perrin (VD)
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Turnierveranstalter, die gerne Para-Dressurprüfungen ausschreiben möchten, können sich bei Swiss Equestrian melden und beraten lassen.
Inklusionsprojekt
Swiss Equestrian gehört zu den zehn ausgewählten Sportverbänden, die von Swiss Olympic für die Umsetzung eines mehrjährigen Inklusionsprojekts unterstützt werden. Ziel ist, Menschen mit Beeinträchtigung sinnvolle Sportangebote bereitzustellen unddas Thema Inklusion in der Verbandsstruktur aufzunehmen, konzeptionell zu entwickeln und nachhaltig zu verankern.
Bei Swiss Equestrian werden in diesem Rahmen gezielte Massnahmen zur Förderung des Para-Pferdesports in der Schweiz umgesetzt. Dazu gehören nebst der Richterausbildung weitere Schwerpunkte wie die Gewinnung von neuen Para-Sportlerinnen und Sportlern, die Ausbildung von Para-Dressurtrainern, die bessere Integration der Para-Dressur im nationalen Turniergeschehen sowie die Förderung der Visibilität der Disziplin.